Montag, 7. November 2016

Acrylmalerei - Material

Farben


Acrylfarben sind faszinierend. Sie trocknen ultraschnell auf dem Malgrund und Flächen können oft binnen Minuten wieder übermalt oder lasiert werden.

Beispiele von Blumen, an denen ich arbeite:

Pink Rose 100 x 80 - Acryl auf Leinwand (in Arbeit)


Gelbe Rose 60 x 60 - Acryl auf Leinwand (kurz vor Fertigstellung)


Ich selbst arbeite überwiegend gegenständlich und realistisch/naturalistisch, aber in Acryl kann man ebenso pastos/reliefartig arbeiten, Fotos, Ausdrucke und Zeitungsschnipsel integrieren, Stoffe, Papiere, Pasten, Glitter, Perlen, Metallicfarben, Fäden und Garne einarbeiten etc.
 
Mit Acrylfarben ist so ziemlich alles möglich.
 
Das würde bedeuten:
Kein Stress, keine penible Fehlervermeidung und keine fast unüberschaubaren Vorausplanungsschritte wie bei der Aquarellmalerei, wo man als „echter Aquarellist“ kein Weiß verwenden darf, sondern das Papierweiß in aufwendigen Arbeitsschritten mittels Maskierflüssigkeit oder durch Ummalen aussparen muss.
 
AAAAAber …. ganz so einfach ist es dann doch nicht. Einen Stressfaktor gibt es nämlich.
 
Ausgerechnet durch den größten Vorteil dieses vielseitigen Mediums, die rasche Trocknungszeit, entsteht gleichzeitig der größte Nachteil.
 
Gibt man jedes Mal frische Farbe auf eine Palette, muss man sich mit dem Malen ganz schön beeilen, wenn man die gesamte ausgedrückte Farbe verbrauchen möchte. Oder man sprüht und sprüht Wasser, bis die Farben ganz verdünnt sind. Es kommt noch schlimmer, wenn die Farbe erst gemischt, sprich, auf der Palette verstrichen ist, trocknet sie um ein Vielfaches schneller.

Nun sind Maler überwiegend sehr kreative Menschen, die sich zu dem Thema einiges einfallen lassen.

Manche kaufen Studienqualität, mischen sich alles frisch an und werfen die Reste weg. Andere kaufen gute Qualität, mischen sich die wichtigsten Farben auf der Palette oder in einzeln verschließbaren kleinen Töpfchen/ Tupperschüsseln mit Retarder an. Damit eine volle Palette zusammen zu stellen, ist jedoch zeitaufwendig und es dauert, bis man anfangen kann zu malen.

Andere verwenden eine so genannte verschließbare Stay-Wet-Palette, in der unter einem „Malpapier“ eine Art feuchter Schwamm liegt (der übrigens schimmeln kann, hab ich mir sagen lassen).

Ich selbst benutzte bis vor einiger Zeit verschließbare, aber eben nicht ganz luftdichte Utensilienboxen oder Eiswürfelbehälter aus dem Billig-Shop, in die ich mehrere Farben wie auf einer Palette geben konnte. Doch darin trockneten die Farben ebenfalls aus und sind einmal sogar verschimmelt, als ich wochenlang nicht zum Weitermalen kam.

Das sah so aus:

Nicht luftdichte Utensilienboxen mit Acrylfarben
 
Wie umständlich!
So war für mich kein entspanntes Malen möglich, da meine Zeit ehrlich gesagt superknapp ist. Unter der Woche bin ich Vollzeit als Sachbearbeiterin beschäftigt. Ich male nachts von 3:00  bis 6:00 Uhr und am Wochenende, überdies filme ich Malvideos für Youtube und schreibe diesen Blog. Ihr könnt euch vorstellen, dass dazu einiges unter einen Hut zu bringen ist.

Im Klartext:  Wenn ich Zeit zum Malen frei geschaufelt habe, will ich nur malen, nichts anderes.

Mein Motto: Lästiges weglassen.

Auch in der Landschaftsmalerei in Acryl habe ich gerne Zugriff auf alle Farben (insbesondere draußen – Plein Air), aber lange Zeit habe ich hierfür keine geeignete Lösung gefunden.

Hier einige meiner Acryl-Landschaftsbilder, die überwiegend Plein Air entstehen und manchmal im Studio auf ihre Vollendung warten müssen:


Anfang 2016 habe ich endlich die passende Lösung gefunden.
 
Jetzt male ich in Acryl genauso entspannt wie in Öl oder Aquarell. Nichts drängt mehr und ich bin rundum glücklich.
 
Nachfolgend zeige ich euch mein gesamtes Material für die Acrylmalerei. Vielleicht findet ihr ja auch das eine oder andere davon hilfreich  und geratet unversehens in einen angenehmen Acryl-Mal-Workflow, der so richtig Spaß macht.
 
Eines noch vorab:
Wichtige Information: Ich betone und versichere hier ausdrücklich, dass ich nie und nimmer für irgendeinen der Hersteller, von denen ich meine Materialien beziehe, Werbung mache oder dafür in irgendeiner Weise honoriert werde. Sämtliche Materialien, die ich besitze und beschreibe, habe ich selbst gekauft und getestet. Namen und Firmen werden hier nur genannt, damit meine Leser sich die Produkte bei Bedarf selbst besorgen können.
 
Dieser Blog bleibt grundsätzlich werbefrei!
Und schon geht’s los:


Aufbewahrung
Es gibt diese Palette wohl schon einige Zeit, aber ich habe sie einfach nicht früher entdeckt.
 
Feuchthalte-Palette von Mijello


Sie hat einen flexiblen Deckel, der jedes Fach einzeln luftdicht abschließt. Eine geniale Aufbewahrungsmöglichkeit, in der die Farben immer frisch bleiben. Das spart viel Zeit, Mühe und Geld.


Innenansicht des flexiblen Palettendeckels mit luftdicht abschließenden Einzelabtrennungen. Ich achte immer genau darauf, die Abdeckung richtig herum aufzusetzen, damit keine Farbe mit einer anderen kontaminiert wird, die eventuell am Deckel klebt, und drücke Deckel nach dem Aufsetzen fest an, bis ich spüre, dass die Einzelfächer dicht sind.



Wenn die Palette während des Malens geöffnet ist, und am Schluss, bevor ich sie wieder verschließe, sprühe ich einen feinen Wassernebel darüber, das ist alles.

Die oben gezeigte Füllung ist immer noch die vom Januar 2016! Zwar habe ich meine „Jeden-Tag-Arbeitspferde“ wie Ultramarin, Quina-Red und Weiß schon mehrfach nachgefüllt, aber die meisten Farben sind die „erste Generation“, nach fast einem Jahr immer noch genauso frisch und geschmeidig, so dass ich sofort loslegen kann.

  
Farben
 
Wie in allen Maltechniken benutze ich auch in Acryl ausschließlich Künstlerqualität mit höchstmöglicher Permanenz und Lichtechtheit, und wenn möglich einpigmentig und frei von Pigment Schwarz (PBk), weil ich dunkle Töne gerne selbst mische. Was absolut keine Abwertung von Schwarz bedeuten soll, ich kenne viele tolle Maler, die Schwarz auf ihrer Palette haben und damit super umgehen können.
Derzeit befinden sich in der Palette Farben von folgenden Herstellern:

Golden Open Acrylics (längere Offenzeit, was das vor erwähnte Problem aber längst nicht löst)
Schmincke Primacryl
Amsterdam Expert Acrylics
Winsor & Newton Professional Acrylics.
 
Schmincke, Amsterdam und Winsor zählen zu den Schnelltrocknern. Diesen Farben habe ich damals beim Befüllen der Palette eine erbsengroße Menge Retarder untergemischt, um die Offenzeit ungefähr den Golden Open Acrylics anzugleichen. Einzig und allein deswegen, damit mit die Farben bei geöffneter Palette nicht austrocknen. Bei geschlossenem Deckel trocknet auch ohne Retarder nichts aus.

Hier zur Info noch die Farbkarte mit meiner Auswahl:

Nach dem Befüllen erstellte Farbkarte. Ich mag es, viele Möglichkeiten zu haben, auch wenn ich mir daraus oft eine limitierte Palette zusammenstelle. Die Farben, die einen glatten Farbauftrag ermöglichen, sind die eher deckenden Töne, die mit sichtbaren Pinselstrichen die transparenten. Die dunkle Farbe links in der zweiten Reihe von oben ist nicht Schwarz, sondern schwarzfreies Neutralgrau von Schmincke.


Zwei Nachteile dieser Palette sollten nicht unerwähnt bleiben. Der Schlimmere zuerst:

Ich musste mich auf 36 Farben beschränken!
 
Ein weiterer Nachteil liegt darin, dass die Palette für die Plein Air-Malerei waagerecht transportiert werden sollte. Einfach in den Rucksack fallen lassen, geht gar nicht. D.h., wenn ich mit Acrylfarben hinaus in die Natur gehe, befestige ich den Deckel mit Einmachgummi oder Klett- bzw. Klebeband an der Palette, wickle sie in eine Plastiktüte und halte das wertvolle Paket in der Hand, bis ich vor Ort bin.
 
Zur Plein Air-Malerei habe ich bereits einen eigenen Blogpost in Vorbereitung.


Acryl-Mischpalette
 
Als Mischpalette nutze ich einen einfachen Holzwechselrahmen mit Glasplatte, der quasi eine mittelgraue Pappe rahmt, auf der ich die Farben und Tonwerte gut einschätzen kann.



So sieht das Ganze aus, wenn ich beim Malen bin:


Arbeitsplatz mit Mischpalette (Glaswechselrahmen aus Holz)


In der Breite entspricht das Rahmen-Innenmaß der Länge der Mijellopalette. So steht diese sicher innerhalb der etwa 0,7 cm hohen Holzleisten. Diese Glaspalette nutze ich im Übrigen auch für die Ölmalerei.
 


Malmittel



Malmittel

Mein allerwichtigstes und ständig verwendetes Malmittel:
Airbrush-Medium von Liquitex für wässrigen und transparenten Farbauftrag sowie zum Verdünnen beim Mischen. Dieses fülle ich immer um in ein kleines Cremedöschen (ist in jedem gut sortierten Drogerie-Markt zu finden, z.T. bei den Urlaubsutensilien oder leeres Gesichtscremetöpfchen auswaschen).

Airbrush-Medium ist dünn wie Wasser, erhöht aber im Gegensatz dazu die Haftung der Acrylfarbe auf dem Malgrund. Habe ich bisher nur von Liquitex gefunden (Meinen Dank an Michele Theberge, von der ich diesen Tipp auf Youtube gefunden habe).
Konsistenz wie Wasser/Milch. Farbfilm bleibt matt.
 
Ersatzweise nehme ich Acryl-Fluid-Medium von Schmincke, welches in der Konsistenz eher flüssiger Sahne entspricht und den Farbfilm leicht glänzend trocknen lässt.
 
Daneben verwende ich bei Bedarf:
Verdünner/Thinner von Golden Open zum Verdünnen und Geschmeidigrühren deckender und kompakterer Mischungen.
Konsistenz eher wie dünner Sirup. Farbfilm je nach Zusatzmenge eher leicht glänzend.
 
Glazing-/Lasur-Medium/Matte Medium von Liquitex, Schmincke oder Golden Open für Lasuren in der transparenten Malweise.
Konsistenz wie dickerer Sirup. Trocknen glänzend bis auf Matte Medium.
 
Malgel spezial von Schmincke mische ich für feine Übergänge und Farbverläufe unter die Farben. Dies hält sie länger offen und lässt sich wunderbar verarbeiten.
Konsistenz weich, aber zähflüssig/etwas pastoser, ungefähr wie geschlagene Sahne. Farbfilm trocknet glänzend.
 
Zum Abschluss besprühe ich das fertige Acrylbild mit einem Schutzfilm aus Lascaux Acrylfixativ.
 
Für Experimente und Mixed Media habe ich auch Pasten, Gesso und Acrylbinder im Regal, aber für die gegenständliche Malerei brauche ich nicht mehr Malmittel als oben gezeigt. Das hält alles überschaubar.

 
Pinsel
 
Pinsel sind unser Handwerkszeug. Einen für eine bestimmte Malweise oder Technik ungeeigneten Pinsel kann man sofort am Ergebnis erkennen. Im Laufe der Jahrzehnte habe ich wahrscheinlich mehrere tausend Pinsel gekauft, probiert und verworfen.
 
Für die Acrylmalerei benutze ich folgende Pinsel:


Den Rico Design College in den Größen 6 bis 12. Der 12er-Pinsel unten im Foto ist 4 cm breit. Eigenschaften: Weiches Synthetikhaar, gute Sprungkraft und Bildung einer messerscharfen Kante im feuchten Zustand. Da diese Pinsel nicht mehr hergestellt werden, hüte ich sie wie einen Schatz.

Ein glücklicher Fund:

Irgendwann habe den Manet Naja entdeckt. Die Größen 2, 4, 6, 8, 10, 12 leisten gute Dienste. Er besteht aus Mangustenhaar-Imitation, besitzt eine gute Mischung aus Weichheit und Sprungkraft, messerscharfe Kante, ist nur unmerklich steifer als der Rico. Die kleineren Größen habe ich alle doppelt oder dreifach, um mit mehreren Farben gleichzeitig malen zu können.



Manet Naja in der Größe 12, messerscharfe Kante im feuchten Zustand.




Auch eine gute Wahl:


Der Raphael Precision in den Größen 2, 6, 12 ist aus Marderhaar-Imitat und bildet ebenfalls eine schöne Kante, ist jedoch etwas steifer als der Manet.

Für große Farbflächen benutze ich den 3“-Hake-Pinsel (rd. 7,5 cm) aus Ziegenhaar oder meine betagten, aber immer noch wunderbar wolkenweichen Boesner-Hausmarke Flachpinsel in rd. 2,5 bis 5 cm Breite. Zuguterletzt benutze ich zum Farbenmischen oder auch Palette Säubern mein Lieblingsmalmesser/-spachtel von Guardi. Für besonders winzige Details kommen auch mal feine Rundpinsel aus Synthetikhaar zum Einsatz.


Pinselreinigung:

Nach jedem Malgang reinige ich sorgfältig meine Pinsel mit herkömmlicher Kernseife aus dem Drogeriemarkt. Einfach mehrmals aufschäumen und auswaschen. Das dauert je nach Anzahl der pro Sitzung verwendeten Pinsel auch mal eine Viertelstunde, die ich einplanen muss, aber mein Werkzeug ist mir diesen Sonderaufwand wert.



Malgründe
 

Wenn ich Acrylmalpapier benutze, klebe ich den Einzelbogen auf eine Holzplatte oder verwende einen Acryl-/Ölmalblock, die es von vielen Herstellern gibt.

 

Derzeit male ich auf oft einem Acrylmalpapier in Einzelbögen mit 380 gr./m“ Stärke und einer schönen feinen Leinenstruktur von Hahnemühle, welches ich in mehreren Größen erstanden habe.

 

Ansonsten verwende ich, worauf ich gerade Lust habe. Bei Malplatten achte ich auf gute Qualität und dass sie mit Stoff bezogen sind. Bei Keilrahmen darauf, dass sie auf der Rückseite geklammert sind, damit ich bei Bedarf die Seiten bemalen kann. Das sieht in Schattenfugenrahmen sehr schön aus.

 
Trocknen lassen:
Am besten immer aufrecht, da Acryl wie ein Klebefilm ist, der den darauf fallenden Staub in den Farbauftrag integriert.
 

Acryl braucht länger zum vollständigen Durchtrocknen als man denkt. Wenn die Oberfläche längst berührungstrocken ist, sollte man trotzdem kein anderes Bild oder Papier drauf legen, da sich beides dauerhaft verbinden könnte. Auf diesem Weg habe ich vor Jahren eine wunderschöne Zeichnung verloren und den Keilrahmen, an dem das Zeichenpapier festklebte, nur mit Mühe übermalen und retten können.

 

So, das war’s für dieses Mal.

 

Vielleicht verschafft euch ja die eine oder andere Info einen noch besseren Mal-Workflow und damit:

 
Zeit zum Kreativsein


Demnächst geht der Blogpost über den Acryl-Workflow in Aktion online, der die Entstehung einer Rosenblüte zeigt.

Bis dahin viel Spaß beim Malen und Kreativsein. Über Kommentare und besonders über eure Erfahrungen mit Acrylfarben würde ich mich freuen.

Susanne Absolon

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