Farben
Acrylfarben sind faszinierend. Sie trocknen ultraschnell auf dem
Malgrund und Flächen können oft binnen Minuten wieder übermalt oder lasiert
werden.
Beispiele von Blumen, an denen ich arbeite:
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Pink Rose
100 x 80 - Acryl auf Leinwand (in Arbeit)
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Gelbe Rose 60
x 60 - Acryl auf Leinwand (kurz vor Fertigstellung)
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Ich
selbst arbeite überwiegend gegenständlich und realistisch/naturalistisch, aber
in Acryl kann man ebenso pastos/reliefartig arbeiten, Fotos, Ausdrucke und
Zeitungsschnipsel integrieren, Stoffe, Papiere, Pasten, Glitter, Perlen,
Metallicfarben, Fäden und Garne einarbeiten etc.
Mit
Acrylfarben ist so ziemlich alles möglich.
Das
würde bedeuten:
Kein
Stress, keine penible Fehlervermeidung und keine fast unüberschaubaren
Vorausplanungsschritte wie bei der Aquarellmalerei, wo man als „echter
Aquarellist“ kein Weiß verwenden darf, sondern das Papierweiß in aufwendigen
Arbeitsschritten mittels Maskierflüssigkeit oder durch Ummalen aussparen muss.
AAAAAber
…. ganz so einfach ist es dann doch nicht. Einen Stressfaktor gibt es nämlich.
Ausgerechnet
durch den größten Vorteil dieses vielseitigen Mediums, die rasche
Trocknungszeit, entsteht gleichzeitig der größte Nachteil.
Gibt
man jedes Mal frische Farbe auf eine Palette, muss man sich mit dem Malen ganz
schön beeilen, wenn man die gesamte ausgedrückte Farbe verbrauchen möchte. Oder
man sprüht und sprüht Wasser, bis die Farben ganz verdünnt sind. Es kommt noch
schlimmer, wenn die Farbe erst gemischt, sprich, auf der Palette verstrichen
ist, trocknet sie um ein Vielfaches schneller.
Nun
sind Maler überwiegend sehr kreative Menschen, die sich zu dem Thema einiges
einfallen lassen.
Manche
kaufen Studienqualität, mischen sich alles frisch an und werfen die Reste weg.
Andere kaufen gute Qualität, mischen sich die wichtigsten Farben auf der
Palette oder in einzeln verschließbaren kleinen Töpfchen/ Tupperschüsseln mit
Retarder an. Damit eine volle Palette zusammen zu stellen, ist jedoch
zeitaufwendig und es dauert, bis man anfangen kann zu malen.
Andere
verwenden eine so genannte verschließbare Stay-Wet-Palette, in der unter einem
„Malpapier“ eine Art feuchter Schwamm liegt (der übrigens schimmeln kann, hab
ich mir sagen lassen).
Ich
selbst benutzte bis vor einiger Zeit verschließbare, aber eben nicht ganz
luftdichte Utensilienboxen oder Eiswürfelbehälter aus dem Billig-Shop, in die ich
mehrere Farben wie auf einer Palette geben konnte. Doch darin trockneten die
Farben ebenfalls aus und sind einmal sogar verschimmelt, als ich wochenlang
nicht zum Weitermalen kam.
Das sah so aus:
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Nicht
luftdichte Utensilienboxen mit Acrylfarben
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Wie umständlich!
So
war für mich kein entspanntes Malen möglich, da meine Zeit ehrlich gesagt
superknapp ist. Unter der Woche bin ich Vollzeit als Sachbearbeiterin
beschäftigt. Ich male nachts von 3:00
bis 6:00 Uhr und am Wochenende, überdies filme ich Malvideos für Youtube
und schreibe diesen Blog. Ihr könnt euch vorstellen, dass dazu einiges unter
einen Hut zu bringen ist.
Im
Klartext: Wenn ich Zeit zum Malen frei
geschaufelt habe, will ich nur malen, nichts anderes.
Mein
Motto: Lästiges weglassen.
Auch
in der Landschaftsmalerei in Acryl habe ich gerne Zugriff auf alle Farben (insbesondere
draußen – Plein Air), aber lange Zeit habe ich hierfür keine geeignete Lösung
gefunden.
Hier
einige meiner Acryl-Landschaftsbilder, die überwiegend Plein Air entstehen und
manchmal im Studio auf ihre Vollendung warten müssen:

Anfang
2016 habe ich endlich die passende Lösung gefunden.
Jetzt
male ich in Acryl genauso entspannt wie in Öl oder Aquarell. Nichts drängt mehr
und ich bin rundum glücklich.
Nachfolgend
zeige ich euch mein gesamtes Material für die Acrylmalerei. Vielleicht findet
ihr ja auch das eine oder andere davon hilfreich und geratet unversehens in einen angenehmen
Acryl-Mal-Workflow, der so richtig Spaß macht.
Eines
noch vorab:
Wichtige Information: Ich betone und versichere hier ausdrücklich, dass ich nie und nimmer
für irgendeinen der Hersteller, von denen ich meine Materialien beziehe,
Werbung mache oder dafür in irgendeiner Weise honoriert werde. Sämtliche Materialien,
die ich besitze und beschreibe, habe ich selbst gekauft und getestet. Namen und
Firmen werden hier nur genannt, damit meine Leser sich die Produkte bei Bedarf
selbst besorgen können.
Dieser Blog bleibt
grundsätzlich werbefrei!
Und
schon geht’s los:
Aufbewahrung
Es
gibt diese Palette wohl schon einige Zeit, aber ich habe sie einfach nicht
früher entdeckt.
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Feuchthalte-Palette
von Mijello |
Sie
hat einen flexiblen Deckel, der jedes Fach einzeln luftdicht abschließt. Eine
geniale Aufbewahrungsmöglichkeit, in der die Farben immer frisch bleiben. Das
spart viel Zeit, Mühe und Geld.
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Innenansicht
des flexiblen Palettendeckels mit luftdicht abschließenden Einzelabtrennungen.
Ich achte immer genau darauf, die Abdeckung richtig herum aufzusetzen, damit
keine Farbe mit einer anderen kontaminiert wird, die eventuell am Deckel klebt,
und drücke Deckel nach dem Aufsetzen fest an, bis ich spüre, dass die
Einzelfächer dicht sind. |
Wenn
die Palette während des Malens geöffnet ist, und am Schluss, bevor ich sie
wieder verschließe, sprühe ich einen feinen Wassernebel darüber, das ist alles.
Die
oben gezeigte Füllung ist immer noch die vom Januar 2016! Zwar habe ich meine „Jeden-Tag-Arbeitspferde“
wie Ultramarin, Quina-Red und Weiß schon mehrfach nachgefüllt, aber die meisten
Farben sind die „erste Generation“, nach fast einem Jahr immer noch genauso
frisch und geschmeidig, so dass ich sofort loslegen kann.
Farben
Wie
in allen Maltechniken benutze ich auch in Acryl ausschließlich Künstlerqualität mit höchstmöglicher Permanenz und Lichtechtheit, und wenn
möglich einpigmentig und frei von Pigment Schwarz (PBk), weil ich dunkle Töne
gerne selbst mische. Was absolut keine Abwertung von Schwarz bedeuten soll, ich
kenne viele tolle Maler, die Schwarz auf ihrer Palette haben und damit super
umgehen können.
Derzeit
befinden sich in der Palette Farben von folgenden Herstellern:
Golden
Open Acrylics (längere Offenzeit, was das vor erwähnte Problem aber längst
nicht löst)
Schmincke
Primacryl
Amsterdam
Expert Acrylics
Winsor
& Newton Professional Acrylics.
Schmincke,
Amsterdam und Winsor zählen zu den Schnelltrocknern. Diesen Farben habe ich
damals beim Befüllen der Palette eine erbsengroße Menge Retarder untergemischt,
um die Offenzeit ungefähr den Golden Open Acrylics anzugleichen. Einzig und
allein deswegen, damit mit die Farben bei geöffneter Palette nicht austrocknen.
Bei geschlossenem Deckel trocknet auch ohne Retarder nichts aus.
Hier zur Info noch die Farbkarte
mit meiner Auswahl:
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Nach
dem Befüllen erstellte Farbkarte. Ich mag es, viele Möglichkeiten zu haben,
auch wenn ich mir daraus oft eine limitierte Palette zusammenstelle. Die
Farben, die einen glatten Farbauftrag ermöglichen, sind die eher deckenden
Töne, die mit sichtbaren Pinselstrichen die transparenten. Die dunkle Farbe
links in der zweiten Reihe von oben ist nicht Schwarz, sondern schwarzfreies
Neutralgrau von Schmincke. |
Zwei
Nachteile dieser Palette sollten nicht unerwähnt bleiben. Der Schlimmere
zuerst:
Ich
musste mich auf 36 Farben beschränken!
Ein
weiterer Nachteil liegt darin, dass die Palette für die Plein Air-Malerei
waagerecht transportiert werden sollte. Einfach in den Rucksack fallen lassen,
geht gar nicht. D.h., wenn ich mit Acrylfarben hinaus in die Natur gehe,
befestige ich den Deckel mit Einmachgummi oder Klett- bzw. Klebeband an der
Palette, wickle sie in eine Plastiktüte und halte das wertvolle Paket in der
Hand, bis ich vor Ort bin.
Zur
Plein Air-Malerei habe ich bereits einen eigenen Blogpost in Vorbereitung.
Acryl-Mischpalette
Als Mischpalette nutze ich einen einfachen
Holzwechselrahmen mit Glasplatte, der quasi eine mittelgraue Pappe rahmt, auf
der ich die Farben und Tonwerte gut einschätzen kann.
So sieht
das Ganze aus, wenn ich beim Malen bin:
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Arbeitsplatz mit Mischpalette (Glaswechselrahmen aus
Holz)
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In der
Breite entspricht das Rahmen-Innenmaß der Länge der Mijellopalette. So steht
diese sicher innerhalb der etwa 0,7 cm hohen Holzleisten. Diese Glaspalette
nutze ich im Übrigen auch für die Ölmalerei.
Malmittel
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Malmittel |
Mein
allerwichtigstes und ständig verwendetes Malmittel:
Airbrush-Medium von Liquitex für wässrigen
und transparenten Farbauftrag sowie zum Verdünnen beim Mischen. Dieses fülle
ich immer um in ein kleines Cremedöschen (ist in jedem gut sortierten
Drogerie-Markt zu finden, z.T. bei den Urlaubsutensilien oder leeres
Gesichtscremetöpfchen auswaschen).
Airbrush-Medium
ist dünn wie Wasser, erhöht aber im Gegensatz dazu die Haftung der Acrylfarbe
auf dem Malgrund. Habe ich bisher nur von Liquitex gefunden (Meinen Dank an
Michele Theberge, von der ich diesen Tipp auf Youtube gefunden habe).
Konsistenz
wie Wasser/Milch. Farbfilm bleibt matt.
Ersatzweise
nehme ich Acryl-Fluid-Medium von
Schmincke, welches in der Konsistenz eher flüssiger Sahne entspricht und den
Farbfilm leicht glänzend trocknen lässt.
Daneben
verwende ich bei Bedarf:
Verdünner/Thinner von Golden Open zum
Verdünnen und Geschmeidigrühren deckender und kompakterer Mischungen.
Konsistenz
eher wie dünner Sirup. Farbfilm je nach Zusatzmenge eher leicht glänzend.
Glazing-/Lasur-Medium/Matte Medium von
Liquitex, Schmincke oder Golden Open für Lasuren in der transparenten Malweise.
Konsistenz wie
dickerer Sirup. Trocknen glänzend bis auf Matte Medium.
Malgel spezial von Schmincke mische ich für feine
Übergänge und Farbverläufe unter die Farben. Dies hält sie länger offen und
lässt sich wunderbar verarbeiten.
Konsistenz
weich, aber zähflüssig/etwas pastoser, ungefähr wie geschlagene Sahne. Farbfilm
trocknet glänzend.
Zum
Abschluss besprühe ich das fertige Acrylbild mit einem Schutzfilm aus Lascaux
Acrylfixativ.
Für
Experimente und Mixed Media habe ich auch Pasten, Gesso und Acrylbinder im
Regal, aber für die gegenständliche Malerei brauche ich nicht mehr Malmittel
als oben gezeigt. Das hält alles überschaubar.
Pinsel
Pinsel sind
unser Handwerkszeug. Einen für eine bestimmte Malweise oder Technik
ungeeigneten Pinsel kann man sofort am Ergebnis erkennen. Im Laufe der
Jahrzehnte habe ich wahrscheinlich mehrere tausend Pinsel gekauft, probiert und
verworfen.
Für
die Acrylmalerei benutze ich folgende Pinsel:
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Den Rico Design College in den Größen 6 bis 12. Der
12er-Pinsel unten im Foto ist 4 cm breit. Eigenschaften: Weiches Synthetikhaar,
gute Sprungkraft und Bildung einer messerscharfen Kante im feuchten Zustand. Da
diese Pinsel nicht mehr hergestellt werden, hüte ich sie wie einen
Schatz.
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Ein
glücklicher Fund:
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Irgendwann habe den Manet Naja entdeckt. Die Größen 2,
4, 6, 8, 10, 12 leisten gute Dienste. Er besteht aus Mangustenhaar-Imitation,
besitzt eine gute Mischung aus Weichheit und Sprungkraft, messerscharfe Kante, ist
nur unmerklich steifer als der Rico. Die kleineren Größen habe ich alle doppelt
oder dreifach, um mit mehreren Farben gleichzeitig malen zu können.
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Manet Naja in der Größe 12, messerscharfe Kante im
feuchten Zustand.
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Auch eine gute Wahl:
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Der Raphael
Precision in den Größen 2, 6, 12 ist aus Marderhaar-Imitat und bildet ebenfalls
eine schöne Kante, ist jedoch etwas steifer als der Manet.
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Für
große Farbflächen benutze ich den 3“-Hake-Pinsel (rd. 7,5 cm) aus Ziegenhaar
oder meine betagten, aber immer noch wunderbar wolkenweichen Boesner-Hausmarke
Flachpinsel in rd. 2,5 bis 5 cm Breite. Zuguterletzt benutze ich zum
Farbenmischen oder auch Palette Säubern mein Lieblingsmalmesser/-spachtel von
Guardi. Für besonders winzige Details kommen auch mal feine Rundpinsel aus
Synthetikhaar zum Einsatz. |
Pinselreinigung:
Nach jedem
Malgang reinige ich sorgfältig meine Pinsel mit herkömmlicher Kernseife aus dem Drogeriemarkt.
Einfach mehrmals aufschäumen und auswaschen. Das dauert je nach Anzahl der pro
Sitzung verwendeten Pinsel auch mal eine Viertelstunde, die ich einplanen muss,
aber mein Werkzeug ist mir diesen Sonderaufwand wert.
Malgründe
Wenn ich Acrylmalpapier benutze, klebe ich den Einzelbogen
auf eine Holzplatte oder verwende einen Acryl-/Ölmalblock, die es von vielen
Herstellern gibt.
Derzeit male
ich auf oft einem Acrylmalpapier in Einzelbögen mit 380 gr./m“ Stärke und einer
schönen feinen Leinenstruktur von Hahnemühle, welches ich in mehreren Größen
erstanden habe.
Ansonsten
verwende ich, worauf ich gerade Lust habe. Bei Malplatten achte ich auf gute Qualität und dass sie mit Stoff
bezogen sind. Bei Keilrahmen darauf,
dass sie auf der Rückseite geklammert sind, damit ich bei Bedarf die Seiten
bemalen kann. Das sieht in Schattenfugenrahmen sehr schön aus.
Trocknen lassen:
Am besten
immer aufrecht, da Acryl wie ein Klebefilm ist, der den darauf fallenden Staub
in den Farbauftrag integriert.
Acryl
braucht länger zum vollständigen Durchtrocknen als man denkt. Wenn die
Oberfläche längst berührungstrocken ist, sollte man trotzdem kein anderes Bild
oder Papier drauf legen, da sich beides dauerhaft verbinden könnte. Auf diesem
Weg habe ich vor Jahren eine wunderschöne Zeichnung verloren und den
Keilrahmen, an dem das Zeichenpapier festklebte, nur mit Mühe übermalen und retten
können.
So, das
war’s für dieses Mal.
Vielleicht
verschafft euch ja die eine oder andere Info einen noch besseren Mal-Workflow
und damit:
Zeit zum Kreativsein
Demnächst
geht der Blogpost über den Acryl-Workflow in Aktion online, der die Entstehung
einer Rosenblüte zeigt.
Bis dahin
viel Spaß beim Malen und Kreativsein. Über Kommentare und besonders über eure
Erfahrungen mit Acrylfarben würde ich mich freuen.
Susanne
Absolon