Sonntag, 16. Oktober 2016

Malen mit Gouache


Gouache

 
Meine wichtigste Entdeckung des Jahres 2016:

Künstlergouache


Vor einigen Jahren habe ich bereits Versuche mit diesem Medium gemacht, den Spaß aber wieder verloren, da ich keine guten Anleitungen finden konnte. Im Zeitalter von Youtube, Vimeo, Northlightbooks und Artistsnetwork ist das natürlich etwas anderes, und ich habe Mitte 2015 meine Gouachefarben wieder vom Speicher geholt, die nicht lichtechten Töne entfernt, neue Farben dazu bestellt und losgelegt.

Mit guter Anleitung bin ich zu folgendem Ergebnis gekommen:


Malen mit diesen Farben ist reines Vergnügen!

 
Meinen Dank u.a. an folgende Künstler, die Ihre Informationen über Gouachefarben so großzügig geteilt haben:

  • James Gurney
  • SemiSkimmedMin
  • Lena Rivo
  • Hajra Meeks
  • John Muir Laws
…und viele andere

 
Heute möchte ich meine eigene Palette aus Künstlergouachefarben (derzeit von Schmincke und Winsor) vorstellen und anhand von Beispielen zeigen, wie vielseitig Gouache zu verwenden ist. Es gibt sicher unzählige weitere Anwendungsmöglichkeiten und Motive, die man mit diesen deckenden, matt auftrocknenden Wasserfarben malen kann, und auch einige Fallstricke, die man beachten sollte (siehe Tipp 4).


Hier als erstes einige Beispiele von Motiven, die man in folgenden Kategorien zusammenfassen könnte, und die mich zum Malen mit Gouache inspirieren:


  • Blumen – Blüten – Pflanzen - Botanische Malerei
     
    Seerose (Detail)
     
  • Tiere – Insekten – Schmetterlinge – Steine - Strandgut (Muscheln, Holz, etc.)
     
     
    Tiger (Detail) Untermalung Aquarell, Ausarbeitung Gouache
     
  • Natur - Wald - Stadt - Strand/Meer
    Landschaft Plein Air im Skizzenbuch
  • Figur - Portrait
Mittagspause Wiesbaden Kurpark (Detail) unvollendet
 
 
An diesen Beispielen ist gut zu erkennen, dass man mit Gouache sowohl lasierend wie auch deckend malen kann. Und zwar:
 
Hell auf dunkel und dunkel auf hell!
 
Für mich einer der Hauptvorteile. Und nach der Plackerei, die die Aquarellmalerei mit Aussparungen von Weiß und der einzigen Malrichtung von Hell nach Dunkel darstellt, ist Gouachemalen oft geradezu Erholung und Vergnügen. Keine Frage, ich liebe die Leichtigkeit und Transparenz von Aquarellfarben, aber das Malen kann durch die wenigen Korrekturmöglichkeiten auch ganz schön anstrengend sein.
 
Pigmente und Farben
 
Hier folgt meine Gouachepalette:
Gouache-Palette, Körbchen mit Farbtuben, Farbproben in Palettengröße
 
Die Palette ist eine Fusion 33 von Mijello, die momentan mit 32 (völlig schwarzfreien) Farben gefüllt ist, da ich Platz für 1 oder 2 geeignete Brauntöne (ohne Pigment Schwarz PBk) lassen wollte. Die Fusion ist zwar etwas größer als die anderen Mijellopaletten, verfügt aber zusätzlich über eine herausnehmbare Mischfläche, was sich gerade Plein Air, wenn man nicht viel Zeit zum Saubermachen hat oder manche Mischungen immer wieder verwenden will, als super praktisch herausgestellt hat.
 
Das Rotbraun in der rechten unteren Reihe (im Bild ganz oben), welches nicht auf dem Blatt mit den Farbproben aufgemalt ist, ist eine Interimsfarbe (Siena gebrannt), die ich mit in den Urlaub genommen habe, um neben Englischrot (viel roter als Siena gebrannt) und Perylene Maroon (dunkler und tiefer als Siena gebr.) noch einen vorgemischten erdigen, zumindest mitteldunklen Braunton zur Verfügung zu haben.
 
Da ich gerade für alle Arten von Grautönen in Landschaften gerne Blau (bzw. Grün oder Rot) und Braun mische, habe ich mich umgesehen, welcher der beiden hierzulande am besten erhältlichen Künstlergouache-Hersteller ein dunkles Braun anbietet, das so wenig Pigmente wie möglich und überhaupt kein Schwarzpigment enthält.
 
Schmincke Horadam Gouache Serie 12 geht in diesem Bereich leider gar nicht (obwohl meine Palette ansonsten mindestens zur Hälfte aus den hochwertigen Farben dieses Herstellers besteht), denn Schmincke bietet nur zwei Dunkelbrauntöne an, beide mit Pigment Schwarz (Vandyckbraun gemischt aus drei Pigmenten, Umbra gebrannt sogar aus 5!!), was nicht nötig wäre und mir persönlich gar nicht zusagt, da ich ja noch weitere Töne dazu mischen möchte.
 
Bei Winsor & Newton sieht es dagegen viel besser aus. Diese bieten im Designers Gouache-Sortiment Burnt Umber, Vandykebrown und Sepia ohne Schwarzpigment an. Laut Datenblatt ist die Permanenz bei allen 3 Farbtönen 100% (AA) und sie bestehen jeweils nur aus zwei Pigmenten (PY 42 und PBr 7). Absolut perfekt. Ich werde diese testen, eine Mischübersicht anfertigen, sobald sie bei mir eintreffen und die beiden besten in die Palette integrieren.
 
Hier nochmals in groß die Farbproben der derzeitigen Palette ohne dunkle Brauntöne:
Farbproben zum Mitnehmen in der Palette (zwischen Deckel und Extrapalette)
 
Diese Karten fertige ich für die verschiedensten Techniken (Aquarell, Acryl, Öl, Marker, Farbstifte, Pastell etc.) an, in denen ich male, um Farbtöne auch nach Jahren noch genau erkennen, bestimmen und vor allem nachkaufen zu können.
 
 

 
 
Arbeitsweise in Gouache
 
Vorzeichnung
Meist beginne ich mit einer mehr oder weniger ausgearbeiteten Vorzeichnung. Bei Waldbildern und anderen Landschaften zeichne ich mir z.B. nur einige Referenzpunkte, um die größeren Farbflächen leichter untermalen zu können.
 
Im Falle einer Art Gebäude- oder Stadtdarstellung fällt die Vorzeichnung etwas genauer aus, da es sich bei Architektur überwiegend um gerade sowie perspektivische Linien und schön ausgeführte Rundungen und Ellipsen handelt. Da Gouachefarben andererseits aber auch die Zeichnung im Zuge des Malprozesses verdecken, belasse ich es bei der Vorzeichnung bei ungefähr mittelgenau.
 
 
 
Anhand des Beispiels der Kirche San Giorgio Maggiore in Venedig habe ich mir also eine mittelgenaue Vorzeichnung, teils mit dem Lineal nach der Fotovorlage erstellt.
San Giorgio Maggiore - Bleistiftzeichnung
Da ich Motive immer gern mehrfach male, teils auch in unterschiedlichen Techniken, habe ich anschließend die Zeichnung mit blauem Farbstift auf Transparentpapier durchgepaust (in einer anderen Farbe kann ich immer gleich erkennen, was beim Durchpausen noch fehlt).
 
Wiederverewendbare 'Blaupause' mit Farbstift auf Transparentpapier
 
 
 
Da ich mich als immerwährende Kunststudentin betrachte (ich kann gar nicht genug Neues lernen J) und mich selbst immer wieder neuen Herausforderungen stelle, begrenze ich mich gerne in der Wahl der Farben.
 
Für San Giorgio Maggiore ist die Anzahl auf 4 Farben und Weiß begrenzt.
 
Ausgewählt habe ich:
Farbauswahl San Giorgio Maggiore
Titangoldocker, Englischrot, Kobaltblau hell und Heliotürkis (in diesem Fall alle von Schmincke Horadam Gouache) + Weiß.
 
Aus dieser Auswahl habe ich ein Blatt mit Farbmischproben erstellt:
Farbmischungen aus der limitierten Palette
Das fast schwarze Feld in der Mitte ist tatsächlich nur aus den Grundfarben erstellt. Durch Zugabe von Weiß erziele ich alle möglichen Grautöne. In der zweiten Reihe ist gut zu erkennen, warum ich Englischrot unbedingt auf meiner Palette haben will. Mit diesem Erdton kann man unter Beimischung von Weiß die schönsten Pinktöne herstellen!
 
Hier ist die fertige transparente Gouache-Untermalung zu sehen. Gouache sieht als Lasur fast genauso aus wie Aquarellfarbe, doch etwas körniger, granulierender, was gerade bei Landschaftsbildern einen ganz eigenen Reiz hat.
 
Untermalung San Giorgio Maggiore in lasierender Gouache
 
 
 
 
Hier ein Ausschnitt aus dem fertigen Bild, um anhand des Himmels (luftig und weit, besonders über meiner Lieblingsstadt Venedig) und der Kuppel (Gebäude massiv, fest) zu zeigen, wie gut sich lasierend und deckend vertragen.
San Giorgio Maggiore - Venedig - Detail - 2016
 
 
 
Wer gerne die Entstehung des Gouachebildes verfolgen möchte, kann sich hierzu und zu weiteren Malthemen die Videos auf meinem Youtube-Kanal ansehen oder einfach das nachfolgende Video hier im Blog anklicken.
 
 
 
Viel Spaß beim Ausprobieren und Kreativsein. Über Kommentare und Tipps rund um Erfahrungen mit Gouache freue ich mich.
 
Susanne
Studio Susanne Absolon


 
 
 
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen